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Faunenbrunnen

Heinrich Apel

Entstehungsjahr:1986

Material: Bronze, Klinker

Standort: Leiterstraße

Apels raumgreifender Brunnen, so noch immer der bestimmende Eindruck, wollte […] nicht mehr aber auch nicht weniger sein als eine im Wortsinn übersprudelnde, erzählfreudige, quicklebendige Burleske um die sinnliche Liebe.

Dass die Arbeit im Volksmund auch als Teufelsbrunnen firmiert, hat nicht nur mit den gehörnten Knaben zu tun, die der Künstler dort auf und nieder turnen lässt, sondern vor allem mit dem Riesengefäß selbst, dass man als Betrachter nicht eigentlich als Brunnen, sondern vielmehr als Kessel identifiziert. Einen solchen Gefäßtypus wiederum verbindet man zumal im nördlichen Europa weniger mit antiken Faunen oder Satyrn als mit heimischen Teufeln und Hexen. Zum Bild, dass man von Letzteren hat, passt schließlich auch die prächtig gehörnte Schönheit, die über den Kesselrand teilnahmslos ins zivilisierte Leben schaut, das sich da unter ihr abspielt.

Da balgen sich zwei Jungs und ein Hund hebt ohne Respekt sein Bein, um am Kesselfuß sein Geschäft zu verrichten. Die eigentliche Geschichte, weswegen dieser ganze Aufwand betrieben wird, aber scheint sich lautlos zwischen den Beiden abzuspielen, die da links und rechts von ihr sitzen. Linkerhand hat sich ein junger Mann auf den Stufen niedergelassen, mit betont zur Seite gewandtem Kopf und Armen, die seinen Körper geradezu verriegeln wollen. Die junge Frau auf der anderen Seite hat sich auf einem dreibeinigen Hocker zusammengekauert, schaut nach unten und doch gleichsam um die Ecke zu ihm. Der sprichwörtliche Hexenkessel der Gefühle, in dem sie sich jetzt wähnen, steht sichtbar hinter ihnen. Wie bei dem Relief für die Johanniskirche, wo Apel über das desaströse weltliche Geschehnis als mythologisches Hoffnungszeichen das gastfreie Greisenpaar Philemon und Baucis gesetzt hat, sieht man hier auf der Säule inmitten des Kessels, hoch über dem Tohuwabohu der verwirrten Sinne, ein sich schnäbelndes Taubenpaar. (N. Eisold)